Ich sitze an einem Schreibtisch, vor einem ein Computer aus der Kreidezeit des Heimcomputers. Die Hardware steckt in der klobigen Tastatur, der Bildschirm ist monochrom: Gelbe Pixelschrift vor einem schwarzen Hintergrund. Das Spiel im Spiel gehört zur ausgestorbenen Gattung des Textadventures. Dabei musste man noch selbst eintippen, was man tun will. “Stories Untold” geht jedoch schnell darüber hinaus. Spätestens wenn der Strom ausfällt und der Rechner weiter läuft, wird einem klar, dass die Horrorgeschichte aus dem Textadventure da nicht drin bleibt. Dieses Sprengen des Rahmens ist typisch für alle vier Episoden und ausgesprochen gut gemacht.
Die anderen Episoden führen einen in einen militärischen Lauschposten in der Arktis oder in ein Area51-mäßiges Labor. Der Horror in “Stories Untold” beruht allein auf der Atmosphäre. Schockszenen oder eklige Monster muss ma n nicht fürcht en. Leider gibt es “Stories Untold” nur auf Englisch. Dank den Untertiteln wird es einen jedoch nicht ganz abhängen.
Die Rätsel sind fordernd, aber nicht absurd schwer. Man sucht Computerbefehle auf Mikrofilmen oder drückt Knöpfe in der richtigen Reihenfolge. Je nach Geschick ist man damit nach zwei bis vier Stunden komplett durch.
“Stories Untold” ist ein wahres Feuerwerk an 80-Jahre Klischees. Ironiefrei, aber stilsicher durchgezogen. Soundtrack, Geräusche und Sprecher und auch die 3D Grafik sind super. Das Spiel schwimmt auf dem Retrohype mit, der von Megaproduktionen wie JJ Abrams’ “Super 8” oder der Netflixserie “Stranger Things” angestoßen wurde. Wer das gut findet, wird auch “Stories Untold” mögen.