Rezension “Firewatch”
Ohoh. Das klingt nicht gut. Vor allem, weil wir uns in der amerikanischen Wildnis, gut zwei Tagesmärsche von jeder Zivilisation entfernt befinden.
In Firewatch spielen wir Henry, der in seinem Aussichtsturm nach Waldbränden ausschau hält. Im Umkreis von vielen, vielen Meilen sollte es nur Waschbären und Grizzlys geben. Unser einziger Begleiter in Firewatch ist die Stimme aus dem Walktalkie: Delilah. Die sitzt in ihrem eigenen Turm, irgendwo am Horizont. Man fühlt sich allerdings selten allein, denn die beiden sind ziemlich unterhaltssam.
Normalerweise würden mich keine zehn Elche in den.. Igitt *Wald* bringen. Aber man läuft in Ich-Perspektive durch eine goldenes Land in “Cell shading”-Optik. Das sind Filter, die der Computergrafik eine Art Zeichentrick-Stil verleihen. Und im leuchtenden Abendrot verschlägt es dann auch mir schonmal die Sprache. Firewatch ist grafisch ein ausgesprochen hübsches Spiel.
Dabei kann man Firewatch eigentlich kaum als spiel bezeichnen. Es gibt ein Auswahlmenü was man Deliah antworten möchte. Ansonsten ist die größte Herausforderung sich mit Karte und Kompass nicht zu verlaufen. Schießen oder ähnliches kann ich nicht. Firewatch ist eine art Film zum drin herumlaufen. Das heist auch: Läuft man Aufmerksam durch die Spielwelt gibt es unzählige liebevolle Details und Ideen und zusätzliche Dialogoptionen.
Böse Zungen sagen Spaziergang-Simulator zu sowas. Ich habe den Spaziergang durch die Handlung allerdings genossen. Die meiste Zeit aber habe ich keine Ahnung was eigentlich passiert. Es gibt viele spannende Wendepunkte, extrem glaubwürdige Charaktere und haufenweise spritzige Dialoge über das walkietalkie. Der Plot entpuppt sich als sehr traurig, verspricht aber unterwegs mehr, als er schließlich liefert. Dafür leisten die englischen sprecher großes. Leider sind es die einzigen. Es gibt deutsche Untertitel, aber zu hören nur englisch.
Wenn ihre eure Freude an Firewatch haben wollt, stellt euch nicht vor es wäre Tetris. Wer in Erfolgen und Highscrores denkt, wird damit nicht glücklich. Wiederspielwert ist eher gering. Als semi-interaktiver Film, funktioniertes dafür sehr gut. Und Firewatch ist lange nicht so umfangreich, wie etwa das vergleichbare “Life is Strange”. In Erinnerung bleiben werden wir auf jedenfall die lebendigen Figuren. Wenn man Henry und Delilah am Ende nicht ins Herz geschlossen hat, dann hat man keines.